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„Spielt, Kinder, versäumt keinen Augenblick! Seid fröhlich, Kinder, solange ihr jung seid. Vom Frühling bis zum Winter ist es nur ein Katzensprung“, heißt es in Hulyet, hulyet, kinderlekh.
Ein Goldenes Land ist die Kindheit. Die Fröhlichkeit des Kindes, das unvoreingenommene Lachen, bedingungslose Liebe und Offenheit sind Eigenschaften, die sich jeder zu bewahren wünscht. Unendlich groß ist die Welt, Traum und Wirklichkeit liegen noch so nah beieinander, dass man sie kaum zu unterscheiden vermag. Jeder Augenblick ist ewig. Dann kommt das Leben und vertreibt den Menschen aus diesem Goldenen Land. Ehe man sich’s versieht, steckt man mittendrin im Auf-der-Welt-Sein, und die unendlichen Träume der Kinderyorn treten ins Dunkel des Bewusstseins. Von Zeit zu Zeit aber tauchen sie wieder auf, und die vielen Erinnerungen verschmelzen zu einem blütenreichen Frühling, einem sonnensatten Sommer, einem buntblättrigen Herbst, einem wunderweißen Winter, und man denkt sich: Oy vi shnel bin ikh shoyn alt gevorn.
Wie die Kindheit ist auch der Platz, an dem man geboren wird und aufwächst, ein Goldenes Land, genannt Heimat. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist seit dem großen Auszug aus Israel in biblischer Zeit eine Geschichte vom Nichtzuhausesein, von der endlosen Suche nach einer dauerhaften Bleibe. Es sind nicht nur eines vertriebenen Milners trern, die durch die Jahrhunderte fließen. Viele jiddische Lieder handeln von Sehnsucht nach einem Ort, der frei ist von Plage und Not, behütet, voll von Licht und Liebe: einem Rueplats. Den hat es für die ewig zum Wandern gezwungenen Juden selten für längere Zeit gegeben. So blieb ihnen nur, ihre Religion zu einer „tragbaren Heimat“ zu machen. Und unterwegs zur nächsten Station auf der ewigen Reise singt man das Lidl fun goldenem land, aus dem man nicht vertrieben werden kann, denn jeder trägt es uneinnehmbar in sich selbst.
Charakteristisch für jüdische Musik ist, dass sie Frohsein und Schmerz auf einzigartige Weise miteinander verbindet. Der Tradition feiner Selbstironie folgend, die keiner Religion so zu Eigen ist wie dem Judentum, finden beide Pole menschlicher Emotion einen gemeinsamen Ausdruck in Lied und Witz. Der Leipziger Synagogalchor versammelt so auf seiner neuen CD 14 Lieder, die dieses Goldene Land, aber auch die Hindernisse auf dem Weg zu ihm hin und von ihm weg ausdrucksstark beschreiben. International renommierte Arrangeure haben sich durch die Melodien inspirieren lassen und anspruchsvolle, farbenfrohe und innovative Arrangements jener Lieder geschaffen, die sonst für Chöre nicht zugänglich wären. Diese neuen Arrangements, die u.a. mit Unterstützung der Schering Stiftung Berlin entstanden sind, bieten eine eindrucksvolle Vielfalt für Chor, Solisten, Klavier, Violine und Kontrabass, die den großen melodischen und emotionalen Reichtum der Lieder zeitgemäß und kreativ zu neuem Leben erweckt. (Basiert auf dem Booklettext von Thomas Streipert)