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Was geschieht an jenem Donnerstag, dem 19. Oktober 1893? Ein falsches Jubiläum wird zur falschen Zeit gefeiert. Nicht die Gewandhaus-, sondern die Leipziger Abonnementkonzerte bestehen seit 150 Jahren, und nicht im Oktober, sondern im März erfolgte deren Gründung. Unter den Zeitzeugen erhebt sich jedoch keine einzige Stimme, die das Doppelfalsche öffentlich benennt, gar kritisiert. Also kann auch die Nachwelt sich die Kritik schenken und umso gespannter die Zeitreise durch die Geschichte des Gewandhausorchesters fortsetzen. Sie begann an jenem 11. März 1743, als in einem Leipziger Privathaus erstmals eine neue Konzertgesellschaft zusammenkam. Mit dem Einzug ins Gewandhaus 1781 erhielt die Unternehmung ihren Namen, den insbesondere die „goldene Epoche“ der Konzerte mit Felix Mendelssohn Bartholdy als Gewandhauskapellmeister berühmt gemacht hat.
Wohin wird nun, im Fin de Siècle, die Reise führen? Wie wird das Orchester die gewaltigen Umbrüche des 20. Jahrhunderts erleben, mit welchen seelischen wie gleichermaßen moralischen Blessuren sowohl aus den beiden Weltkriegen als auch den beiden deutschen Diktaturen hervorgehen?
Unter anderem diesen Fragen spürt die „Neue Chronik des Gewandhausorchesters“ nach. Gewandhausarchivar Claudius Böhm hat auch für den zweiten Band zahlreiche Details zusammengetragen. Mit deren Hilfe zeichnet er ein differenziertes Gesamtbild, das eingerahmt wird von zwei Jubiläen: dem verspätet gefeierten von 1893 und dem mehrwöchig begangenen von 2018. Was letzteres mit Schokoladenherzen zu tun hat, verrät der Satz, mit dem das vorliegende Buch endet.
Der Autor Claudius Böhm, Jahrgang 1960, ist seit 1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Gewandhaus zu Leipzig und Leiter des Gewandhausarchivs sowie seit 1992 Redakteur und Autor für das Gewandhaus-Magazin. Im Verlag Klaus-Jürgen Kamprad sind bereits mehrere von ihm verfasste oder herausgegebene Bücher erschienen, beispielsweise „Johann Adam Hiller. Kapellmeister und Kantor, Komponist und Kritiker“, „Das Gewandhaus-Quartett und die Kammermusik am Leipziger Gewandhaus seit 1808“ und „Mahler in Leipzig“.
Spielstätten des Gewandhausorchesters
Kapitel XV 1893 bis 1895 Das Publikum ist des Kapellmeisters müde
Kapitel XVI 1895 bis 1898 Die neue Ära bricht nicht an
Kapitel XVII 1899 bis 1912 Zurücknehmen geht nicht mehr
Kapitel XVIII 1912 bis 1920 Das beste Pferd wird vorgespannt
Kapitel XIX 1920 bis 1931 Die Stadt fasst einen folgenreichen Beschluss
Kapitel XX 1931 bis 1934 Das Orchester betritt die Bühne Europas
Kapitel XXI 1934 bis 1945 Das Gewandhaus wird gleichgeschaltet
Kapitel XXII 1945 bis 1958 Von Normalität kann keine Rede sein
Kapitel XXIII 1958 bis 1960 Drei kommen, zwei gehen, einer bleibt
Kapitel XXIV 1960 bis 1970 Die neue Oper weckt Heimatgefühle
Kapitel XXV 1970 bis 1981 Der Kandidat stellt eine Bedingung
Kapitel XXVI 1981 bis 1990 Das Gewandhaus nimmt Flüchtlinge auf
Kapitel XXVII 1990 bis 1997 Der Chef ist anderweit beschäftigt
Kapitel XXVIII 1998 bis 2018 Er kommt, sieht und hört zu
Nachwort
Anhang Ein Dokument aus der Frühgeschichte des Großen Konzerts
Festeinband mit Schutzumschlag
19,5 x 26 cm
436 Seiten
214 Abbildungen teilweise vierfarbig
Deutsch
ISBN: 978-3-95755-627-1