Die dritte CD der Serie "Orgeln in Thüringen" widmet sich einem ganz besonderen Instrument an einem ganz besonderen Ort. Kein Geringerer als Johann Sebastian Bach, seinerzeit noch mitten in seiner stürmischen Jugendzeit, war 1707/1708 als Organist an der Divi-Blasii-Kirche im nordwestthüringischen Mühlhausen beschäftigt, und obwohl er nur ein Jahr im Amt war, hinterließ doch dieses eine Jahr nachhaltige Spuren in der Mühlhausener Kirchenmusik, denn Bach regte im Rahmen einer anstehenden Überholung der Orgel in der Divi-Blasii-Kirche deren umfangreiche Erweiterung an und überwachte die Fertigstellung der Arbeiten auch noch in den Folgejahren, als er schon längst am Weimarer Hof beschäftigt war. Dieses Instrument ist nicht mehr erhalten, aber nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Firma Schuke eine neue Orgel, die den Bachschen Umbauintentionen sehr nahe kommt. Zudem erhielt diese Orgel bei ihrer letzten Renovierung 2007 eine neue und weltweit einzigartige Stimmung, die auf der Theorie eines amerikanischen Musikwissenschaftlers beruht, der eine geschwungene Linie auf dem Titelblatt des "Wohltemperierten Claviers" als Stimmanweisung interpretierte und daraus ein interessantes Stimmsystem ableitete. Diese neue (oder vielmehr alte) Stimmung verleiht den aktuellen Aufnahmen einen ganz besonderen Reiz. Um die mannigfachen Möglichkeiten des Instruments zu demonstrieren, wurde Literatur verschiedener Epochen ausgewählt, neben den barocken Meistern Buxtehude und - natürlich - Bach auch eine Sonate von Mendelssohn sowie ein zeitgenössisches Rondo von Hans-André Stamm, welche der CD sozusagen das Tüpfelchen aufs i setzt. Für die Einspielung zeichnet Oliver Stechbart verantwortlich, heute Kantor an St. Divi Blasii und damit praktisch einer der Amtsnachfolger Johann Sebastian Bachs.