Die Marienkirche befindet sich im Zentrum der westsächsischen Stadt Zwickau und wird, obwohl sie nie Bischofskirche war, seit 1935 auch als „Zwickauer Dom“ bezeichnet. Ihrem künstlerischen Rang ist diese Bezeichnung sehr wohl angemessen. Das spätgotische Gotteshaus birgt bedeutende Kunstschätze aus dem 15. und 16. Jahrhundert, darunter einen berühmten sechsflügeligen Wohlgemut-Altar von 1479. Zwickau war nach Wittenberg die zweite Stadt, in der sich die Reformation komplett durchgesetzt hatte. Der charismatische Prediger Thomas Müntzer spielte hierbei eine nicht unwesentliche Rolle. Auch in kirchenmusikalischer Hinsicht ist das Zwickauer Gotteshaus etwas Besonderes. Der erste Nachweis einer Orgel datiert von 1383 und betrifft deren Vernichtung während eines Stadtbrandes – sie muss also bereits früher existiert haben, womit die Kirche zu den sehr frühen nachgewiesenen Orgelstandorten gehört. Ab 1445 standen hier sogar zwei Orgeln. Der Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs wirkte von 1737 bis 1743 als Organist an der Marienkirche und schuf hier einen guten Teil seiner Orgelwerke – er und sein Lehrer Johann Sebastian Bach bilden folgerichtig auch den Ausgangspunkt der vorliegenden CD. Die neobarock konzipierte Eule-Orgel von 1966/69, die ihren kriegszerstörten Vorgänger ersetzt, erfuhr in jüngerer Zeit einige Dispositionserweiterungen, die auch romantische Orgelwerke deutscher wie französischer Herkunft klanglich gut zur Geltung bringen.