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Julius Reubke befand sich gerade am Beginn einer verheißungsvollen Entwicklung, als er 1857 die Sonate in c-Moll „Der 94. Psalm“ komponierte. Durch Alexander Winterberger und Hans von Bülow war er in Kontakt zum Weimarer Liszt-Kreis gelangt und schließlich Schüler des berühmten Ungarn geworden. Seine groß angelegte Klaviersonate b-Moll hatte in Weimar großes Aufsehen erregt. Mit der Orgelsonate nun gelang es Reubke stärker als bei vorangegangenen Arbeiten, Wege zu eigenständiger Ausdrucksfähigkeit zu ebnen. Die Prophezeiung einer glänzenden Zukunft, die Reubke nach der Uraufführung am 17. Juni 1857 im Merseburger Dom zuteil wurde, sollte sich durch seinen frühen Tod 1858 nicht erfüllen.
Im Gegensatz zu seinem Lieblingsschüler Reubke konnte Franz Liszt bereits auf über fünfzig Jahre bewegten Lebens zurückblicken, als er sich der Komposition der Variationen über den basso continuo des ersten Satzes der Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ BWV 12 und des Crucifixus der h-moll Messe von Johann Sebastian Bach BWV 232 zuwandte: Private Schicksalsschläge gaben den Anlass dazu. Liszt lebte nach dem Scheitern seiner Hochzeit mit Carolyne von Sayn-Wittgenstein 1861 zurückgezogen in Rom. Bereits im Dezember 1859 war Liszts Sohn Daniel gestorben, 1862 seine Tochter Blandine. Hatte Liszt sich schon 1859 in Weimar angesichts des Verlusts seines Sohnes mit Johann Sebastian Bachs Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ beschäftigt und ein Präludium dazu verfasst, so entstanden 1862 in Rom die Variationen zu diesem Thema für Klavier. Die 1863 vollendete Orgelfassung der Variationen ist daher auch als eine ganz persönliche Trauermusik Liszts zu sehen. In der Thematik Reubkes Orgelsonate ähnlich, findet sich bei Liszt jedoch auch der theologische Erlösungsgedanke in Gestalt der Auflösung der in f-Moll beginnenden Variationen nach F-Dur.
So ergänzen sich die Orgelwerke des Meisters und seines Lieblingsschülers auf der vorliegenden CD auf wunderbare Weise.