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Darf man Louis James Alfred Lefébure-Wély (1817–1869), den offiziellen Organisten des französischen „Second Empire“, auf einer durch und durch deutschen Orgel spielen – ausgerechnet heute, wo jede Musik authentisch bis zum Exzess zu erklingen hat? Aber ja! Denn wie kaum ein anderes Instrument kommt die Schweriner Domorgel mit ihrer unerschöpflichen Vielfalt an romantischen Stimmen den Vorstellungen dieses Komponisten entgegen. Lefébure-Wély denkt nicht in Registernamen, sondern in Klangfarben – und an raffinierten Schattierungen ist Friedrich Ladegasts Meisterwerk einer Cavaillé-Coll-Orgel zweifellos überlegen. Die Schweizer Organistin Ursula Hauser kennt die Ladegast-Orgel im Schweriner Dom sehr genau; bereits ihre Gesamtaufnahme der Orgelwerke Felix Mendelssohn Bartholdys, als Doppel-CD bei querstand erschienen, hat sie an diesem Instrument eingespielt. So kann sie das, was Lefébure-Wély an seinen französischen Orgeln vorschwebte, perfekt umsetzen. Seine Musik war nicht rückwärts-, sondern kompromisslos vorwärtsgewandt. Der liturgische Kontext trat immer mehr zurück, stets herrschen eingängige, gefällige Themen vor. Vor allem wurden die starren, streng kodifizierten Registrierkonventionen der altfranzösischen Orgel zugunsten eines lustvollen Spiels mit den neuen Farben der Romantik aufgegeben. Mit der ihm eigenen Mischung von Lebensfreude, Sentimentalität und Operette verschaffte der Komponist der Orgelmusik eine ungeahnte Popularität. All diese Eigenschaften entdeckt man auch, wenn man die zwölf seiner Sammlung „L’organiste moderne“ entnommenen Stücke (samt zweier „Zugaben“) auf der vorliegenden CD hört.