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Die Blüte der Orgelkunst auf der iberischen Halbinsel zwischen 1550 und 1700 ist heute einer der am wenigsten bekannten Bereiche älterer Musik. Die vorliegende Einspielung bietet eine kleine, möglichst repräsentative Auswahl aus dem gewaltigen Repertoire, das die spanischen Orgelmeister in dem genannten Zeitraum hinterlassen haben. Als Kulminationspunkte gelten die Werke von Antonio de Cabezon um die Mitte des 16., Sebastian Aguilera de Heredia im frühen 17., Pablo Bruna um die Mitte des 17. und Juan Cabanilles gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Diese vier Komponisten bilden in chronologischer Reihenfolge zentrale Säulen des Programms der CD, das mehrere Gattungen berücksichtigt, die für die damalige spanische Orgelmusik bedeutsam waren. Dabei finden sich einerseits Parallelentwicklungen zu anderen Ländern, beispielsweise das Tiento, eine fugierte Instrumentalmotette, die Spaniens Antwort auf das italienische Ricercar darstellte, oder die Batalla, eine Art musikalische Kampfszene, die ihr Pendant in der italienischen Battaglia findet. Andererseits gab es nationale Besonderheiten der spanischen Orgelmusik, so z.B. zahlreiche Bearbeitungen des Fronleichnams-Hymnus „Pange lingua“, die auf einer in Toledo neu geschriebenen Melodie beruhen. Das Tiento de medio registro wiederum beruhte auf der speziellen Bauart spanischer Orgeln mit einer Registerteilung in der Mitte, damit im Diskant und Baß den Einsatz unterschiedlicher Klangfarben ermöglichend. Der Alte-Musik-Spezialist Lajos Rovatkay zeichnet mit den selten gespielten Werken dieser CD ein farbenprächtiges Bild der spanischen Orgelkunst ab 1550, die um 1700 ausstarb, ohne musikgeschichtliche Nachwirkungen zu hinterlassen; selbst die Spanische Trompete, ein durch seine horizontale Lage auffallendes Orgelregister, verbreitete sich im restlichen Europa erst im 20. Jahrhundert.