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Alljährlich kehrt Herbert Blomstedt, von 1998 bis 2005 Gewandhauskapellmeister und seit 2005 Ehrendirigent des Gewandhausorchesters, für ein Konzert ans Pult des ältesten bürgerlichen Orchesters der Welt zurück. Hatte er sich 2005 mit triumphalen Aufführungen von Bruckners 8. Sinfonie aus seinem Amt verabschiedet, so brachte er in seinem ersten Konzert als Ehrendirigent die 7. Sinfonie des österreichischen Komponisten zur Aufführung. Beide Sinfonien erschienen auch in SACD-Form, und dies trifft nun in analoger Weise auf Anton Bruckners 6. Sinfonie zu, die Blomstedt und das Gewandhausorchester im Herbst 2008 in gewohnter Meisterschaft und feinfühliger Abstimmung spielten. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Sinfonien überarbeitete Bruckner seine Sechste nicht noch einmal, es existiert von seiner Hand lediglich die autographe Partitur von 1881. Er selbst nannte die Sinfonie seine „Keckste“, und in der Tat finden sich etliche originelle Momente und Neuentwicklungen, die man von dem Komponisten so noch nicht gewohnt war. Auffällig ist, daß Bruckner die größte Portion Monumentalität, in der Fünften noch im Finale angesiedelt, in der Sechsten bereits im Kopfsatz unterbringt. Vom Adagio wiederum zeigten sich bereits Bruckners Zeitgenossen, die sonst oft Schwierigkeiten hatten, seinen Ideen zu folgen, hochgradig beeindruckt. Das Scherzo fällt besonders stark aus dem von Bruckner gewohnten Rahmen – kein rustikaler Ländler erklingt, sondern naturromantisch angehauchte, sphärisch anmutende Musik, welche im späten 19. Jahrhundert in diesem Kontext eher auf Ablehnung stieß. Über Jahrzehnte hinweg führte die Sinfonie Nr. 6 eher ein Schattendasein auf den Konzertplänen, wurde eher als „Übergangssinfonie“ von der gewaltigen Fünften hin zu den drei großen letzten Sinfonien gesehen, bevor sie sich ihren eigenständigen Platz im Repertoire erobern konnte.