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Ralph Vaughan Williams gehört in die Reihe der großen Sinfoniker des 20. Jahrhunderts, und das, obwohl sein Lehrer Charles Wood seine kompositorische Begabung stark anzweifelte. Aber der junge Brite setzte sich langfristig durch, und einen Meilenstein auf seinem künstlerischen Weg bildete seine erste Sinfonie, die den Beinamen „A Sea Symphony“ erhielt. Gemeinsam mit Gustav Mahlers 8. Sinfonie definierte „A Sea Symphony“ die Untergattung der Chorsinfonie völlig neu. Hatten bisherige Sinfoniker allenfalls passagenweise auf die bestimmte Eindrücke verstärkende Einbindung eines Chores gesetzt, um nicht in den Verdacht zu geraten, ideenseitig nur bei Beethovens 9. Sinfonie als der Keimzelle aller Chorsinfonik abzukupfern (Beethoven hatte Chor und Gesangssolisten tragende Rollen im gesamten vierten Satz zugewiesen), so übertrugen Vaughan Williams und Mahler diese zentralen Rollen nun deutlich weitreichender an die menschlichen Stimmen. Daß beide Sinfonien 1910 im Abstand von lediglich einem Monat uraufgeführt wurden, dirigiert jeweils vom Komponisten selbst, ist ein eigenartiger Zufall der Musikgeschichte. Im Gegensatz zu Mahler, der textlich den Pfingsthymnus „Veni, Creator Spiritus“ sowie den Schluß von Goethes „Faust II“ heranzog, wählte Vaughan Williams Gedichte des Amerikaners Walt Whitman aus dessen großem Zyklus „Leaves of Grass“, der wiederum, auf eine Anregung von Ralph Waldo Emerson zurückgehend, im 19. Jahrhundert die Rolle des Dichters in der Welt neu definierte. Hinter dem vordergründigen marinen Thema verbirgt sich dabei eine tiefgründige philosophische Auseinandersetzung mit der Welt. Das MDR Sinfonieorchester und der MDR Rundfunkchor unter Howard Arman erweisen sich den hohen Anforderungen des Werkes in ihrer 2007 entstandenen und als SACD vorliegenden Aufnahme ausgezeichnet gewachsen. So entsteht ein würdevolles Erinnerungsmal an den 50. Todestag des Komponisten im Jahr 2008.