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Hakenkreuz und Notenschlüssel

Wohin die Musikstadt Leipzig während der Zeit des Nationalsozialismus steuerte, kann man am Schicksal der Denkmäler für zwei Komponisten exemplarisch ablesen: Während alles, was an Felix Mendelssohn Bartholdy erinnerte, schrittweise ausgelöscht wurde, legte der „Führer“ höchstselbst 1934 den Grundstein für ein gigantisches Richard-Wagner-Denkmal. Letzteres freilich kam während des Tausendjährigen Reiches, dessen Zeit dann schon nach 12 Jahren endete, über gewisse Vorarbeiten nicht hinaus; die Verdrängung nicht nur Mendelssohns, sondern auch zahlloser anderer politisch oder „rassisch“ missliebiger Musiker aus dem aktuellen Kulturbetrieb aber hatte bis 1945 bereits ziemlich weitreichende Züge angenommen.
Die Geschichte der Musikstadt Leipzig während des Nationalsozialismus beschränkt sich aber nicht auf diese beiden Pole, sondern ist enorm vielschichtig und zum Teil gut, zum Teil aber auch wenig erforscht. Anhand von Einzelschicksalen wie auch größeren Entwicklungen hat das Stadtgeschichtliche Museum nun eine Sonderausstellung mit dem Titel „Hakenkreuz und Notenschlüssel“ konzipiert. Kuratiert von Kerstin Sieblist und Sebastian Krötzsch (auf dem Foto im Ausstellungsraum; Fotograf: Markus Scholz, © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig), arbeitet sie die verschiedensten Facetten der Beziehungen zwischen Musik und Politik während dieser Zeit auf. Zu besichtigen ist sie noch bis zum 20.8.2023 im Erdgeschoss des Hauses Böttchergässchen 3.
Zur Ausstellung gibt es außerdem eine Begleitpublikation unter dem gleichen Titel, die einerseits als Katalog zentrale Ausstellungsinhalte dokumentiert, andererseits aber über einen solchen hinausgeht und zahlreiche Essays bedeutender Erforscher der regionalen wie überregionalen Musikgeschichte bietet, die das Bild des komplizierten Geflechts zwischen Musik und Politik um weitere Facetten bereichern und manch interessanten Faden zum Anknüpfen bereitlegen.
Zur Ausstellung auf der Seite des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig