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Die aus dem Elsass stammende Pianistin Marie Jaëll ist heute vor allem aufgrund ihres klavierpädagogischen Wirkens im musikhistorischen Bewusstsein. Allerdings greift dies zu kurz, denn die zu Lebzeiten gefeierte Pianistin und kluge Musikpädagogin hinterließ ein umfängliches und herausragendes kompositorisches Oeuvre nicht allein für ihr Instrument. Geprägt vom Geiste der Romantik, aber auch der eigenwilligen Unabhängigkeit der gebildeten Dame in Pariser Salons, doch insbesondere durch die eigene mutmaßlich außerordentliche Virtuosität entwickelte sie einen unverwechselbaren Stil, den zu entdecken nicht nur für Liebhaber romantischer Klaviermusik über die Maßen lohnend ist.
Die in der dritten Folge von Cora Irsens Gesamteinspielung der Klavierwerke Marie Jaëlls ausgewählten und zu einem abwechslungsreichen Programm gefügten „Kleinigkeiten“ und Miniaturen-Sammlungen sind in mannigfaltigsten atmosphärischen, gedanklichen und illustrativen Ausprägungen sowohl Beweise fachlicher Meisterschaft als auch mit allen Tugenden versehen, der Klaviermusik neue, für die damalige Zeit ungewöhnliche, gelegentlich sogar ungeahnte Impulse zu verleihen. In einigen Abschnitten von „Les Jours pluvieux“ (1894) etwa bewegt sich Marie Jaëll in einer kompositorisch-ästhetischen Zukunft, die an die „Poèms“ und andere Charakterstücke Alexander Skrjabins denken lässt.