Die Idee zu dieser CD kam der Pianistin Han-Lin Yun nach einer Online-Vorlesung über „Die Farben der Tonarten“ von Professor Arnulf von Arnim, der ihr seit vielen Jahren ein wichtiger musikalischer Mentor ist. Es waren und sind stets auch die Tonarten, denen wir als Hörer bei der Untersuchung tonaler Werke besondere Beachtung schenkten und schenken: Wir folgen der Modulation in einer Komposition, wir vergleichen die unterschiedlichen Werke ein und desselben Komponisten, wir schauen, wann und wo er welche Tonart (bzw. „Farbe“) für sein Werk oder eine bestimmte Stelle benutzt. Langsam und sicher erfasst unser Empfinden die Fäden, die uns zur Stimmung des Komponisten führen. Da spüren wir tonartbedingt Heiterkeit oder Trübsinn, himmlisches Jauchzen oder Einsamkeit, Trauer oder Verklärung und erkennen, dass diese Stimmungen nach einer ganz bestimmten Tonart verlangen.
Auf ihrer ersten Solo-CD hat Han-Lin Yun exemplarisch 26 Werke versammelt, die nach ihrem Empfinden die Stimmung der jeweiligen Tonart deutlich repräsentieren. Dabei hat sie den eigentlich 24 Tonarten noch zwei der als enharmonische Verwechslungen gesondert zu betrachtenden tastengleichen Tonarten hinzugefügt: Fis-Dur (tastengleich mit Ges-Dur) und dis-Moll (tastengleich mit es-Moll).
Im Text findet sich auch die eigene, ganz persönliche Interpretation der Pianistin einschließlich ihres Empfindens von Farbe und auch der Kulisse, vor der diese eine ganz besondere Wirkung entfaltet. Der Hörer mag, nein: muss selbst entscheiden, ob bzw. wo er zustimmt und wo er seinem eigenen, anderen Empfinden folgen möchte. Entspricht die Stimmung, in die ein Intermezzo, ein Lied, ein Prelude, eine Etude ihn versetzt, den Erläuterungen der Pianistin? Was geht in ihm vor? Welche Farbe, welchen Hintergrund sieht er? Ein wahrhaft wohltönendes und stimmungsvolles, vielleicht gar berauschendes Abenteuer!