Zur Aufnahmetechnik: Im Himmel und auf Erden – Kirchenlied und weltliche Canzon abgebildet in zwei akustisch verschiedenen Räumen
Wie beim Zusammenklang vieler Pfeifen einer Orgel verschmelzen die Klänge der einzelnen Instrumente eines Ensembles in ihrer gegenseitigen Wechselwirkung erst mit zunehmendem Hörabstand und wirken sich die harmonisierenden Einflüsse einer guten Kirchenraum-Akustik vorteilhaft auf den Gesamtklang aus. Dabei kommen einerseits störende Nebengeräusche und nichtharmonische Klanganteile der einzelnen Instrumente wie auch Intonationsunreinheiten weniger zur Geltung, während andererseits die harmonischen Klanganteile je nach Resonanzfähigkeit des Raumes aufgrund von überlagerten Raumschallreflexionen verstärkt werden.
Ziel der vorliegenden Produktion war es, die Kopien der Renaissancegeigen, welche die Engel in den luftigen Höhen des Freiberger Doms in den Händen halten, in eben diesem Raum nach Jahrhunderten wieder zum Klingen zu bringen und das Ensemble möglichst authentisch zu dokumentieren. Die Herausforderung bestand darin, in der Klanggestaltung das Optimum einer natürlichen Ensemble-Abbildung unter Einbeziehung der oben genannten raumakustischen Phänomene zu finden, so dass die Aufnahme dem Anspruch eines Tondokumentes zum Forschungsprojekt gerecht werden kann.
Mit der Kombination mehrerer Mikrofonsysteme unterschiedlicher Richtcharakteristik und in mehreren Entfernungsebenen war es möglich, in der Mischung eine Aufnahmeästhetik zu realisieren, in der wie durch ein Teleobjektiv von entfernter Position aus betrachtet der Ensembleklang in Wechselwirkung mit der jeweiligen Raumakustik abgebildet wird, wie er als natürliches Klangverschmelzungsphänomen vor den Mikrofonen entsteht und nicht, wie üblich bei professionellen Mehrspur-Tonaufnahmen vorrangig durch die Mischung der Mikrofonsignale einzelner Instrumente unter Einbeziehung von virtuellem Nachhall auf digitaler Ebene.