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Die Welle der Umwälzungen in der Musik um 1600 ergriff alle Bereiche der Tonkunst. Dabei unterschieden sich die Umwandlungen innerhalb der Tasteninstrumentalmusik naturgemäß von denjenigen auf vokalem Gebiet. Während die vokalen Neuerungen – Florentiner Monodie, Monteverdis „seconda prattica“ – stark im Dienste der Verdeutlichung des Textes und der expressiven Nachzeichnung des Textinhalts standen, ging es im Medium des Tasteninstrumentalen um die ausdrucksmäßige Bereicherung der überlieferten Renaissance-Gattungen Toccata und Canzona. Gleichwohl blieb die gemeinsame Motivation der Innovationen im Vokalen und Instrumentalen klar erkennbar: Erhöhung der „Sprachfähigkeit“, Steigerung der expressiven Kommunikationskraft. Von der Textlosigkeit des Klangmediums angespornt, entstand um 1600 eine Tasteninstrumentalsprache, in der die scharfen Ausdruckskontraste statt dem Text ausschließlich der puren künstlerischen Phantasie entsprangen. Es war die Phantastik der enthemmten tasteninstrumentalen Expressivität, der Stylus Phantasticus der Tasteninstrumentalmusik. Seine Hauptgattung war die Toccata. Lajos Rovatkay, einer der bekanntesten Protagonisten der Alte-Musik-Bewegung, unternimmt auf der vorliegenden CD einen Streifzug durch das Schaffen der expressiven Tasteninstrumentalmusik des 17. Jahrhunderts und berücksichtigt dabei sowohl italienische als auch deutsche Komponisten. Letztere neigten bereits dazu, den Stylus Phantasticus mit barocken Elementen anzureichern, und trugen damit sowohl zur musikalischen Weiterentwicklung als auch zum Untergang dieses Stils Ende des 17. Jahrhunderts bei.