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Was liegt näher, als einen Bachpreisträger eine CD mit Bach-Werken einspielen zu lassen? Johannes Unger hat aber nicht irgendeinen Bach-Wettbewerb gewonnen, sondern den XII. Internationalen Bachwettbewerb im 250. Todesjahr des großen Komponisten in dessen letztem Wirkungsort, in Leipzig. Folgerichtig weicht auch diese CD etwas vom "Standardprogramm" ab. Werke des großen Thomaskantors bilden zweifellos ihren Kern, aber sie werden ergänzt durch zwei Kompositionen nicht minder berühmter Kollegen, die wiederum große Verehrung für Bach hegten und sein Andenken pflegten: Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy. Mozarts spontanes Orgelkonzert am 22. April 1789 in der Thomaskirche riß einige Zeitgenossen zu euphorischen Äußerungen hin, man hätte glauben mögen, daß da eine Reinkarnation von Bach an der Orgel säße. Selbst wenn man die Berichte als etwas übertrieben und ausgeschmückt ansieht, so ist doch erwiesen, daß Mozart große Stücke auf Bachs Kompositionen hielt; er schuf selbst etliche Transkriptionen von Bach-Werken. Eigenkompositionen Mozarts für Orgel gibt es allerdings nur sehr wenige; Johannes Unger wählte ein Andante, das Mozart für eine Mini-Orgel schrieb, die sich in einer Spieluhr befand und von einer Walze angetrieben wurde.Aktiven Anteil an der Bach-Pflege hatte auch Felix Mendelssohn Bartholdy. Seit 1835 in Leipzig als Gewandhauskapellmeister verpflichtet, kümmerte sich Mendelssohn intensiv um das Werk des Altmeisters. So führte er 1841 erstmals wieder seit Bachs Tod die "Matthäus-Passion" in der Thomaskirche auf. Der Reinerlös dieses Konzertes diente der Mitfinanzierung eines 1843 feierlich enthüllten Bachdenkmals. Mendelssohn begriff das Schaffen Bachs allerdings weniger als überlieferte Tradition, die es zu hüten galt, denn als gegenwärtige Herausforderung - auch für seine eigenen kompositorischen Arbeiten. Von Mendelssohns Orgelkompositionen hat Johannes Unger sich für ein Allegro aus dem Jahre 1844 entschieden. Die kompositorische Grundidee entstand möglicherweise im bekannten Orgelkonzert in der Thomaskirche am 6. August 1840, dessen Einnahmen ebenfalls dem Bach-Denkmal zugute kamen. Bach selbst wird von Johannes Unger größtenteils mit "lehrhaften" Stücken gewürdigt. Sowohl das "Orgelbüchlein" als auch die "Clavier Übung" gehorchen nur bedingt einem kompositorischen Selbstzweck, sondern vereinen religiöse, künstlerische und pädagogische Absichten. Der Titel des "Orgelbüchleins" spricht diesbezüglich Bände: "Orgel-Büchlein / Worinne einem anfahenden Organisten / Anleitung gegeben wird, auff allerhand / Arth einen Choral durchzuführen, an- / bey auch sich im Pedal studio zu habilitiren, indem in solchen darinne / befindlichen Choralen das Pedal / gantz obligat tractiret wird. / Dem Höchsten Gott allein zu Ehren, / dem Nechsten, draus sich zu belehren [...]". Johannes Unger traf eine geschmackvolle Auswahl an Stücken aus diesen Werkkomplexen und ergänzte das Programm um eine Sonate, die ebenfalls pädagogische Absichten durchscheinen läßt (sie war nach Forkel ein Übungsstück für den Bach-Sohn Wilhelm Friedemann) und eine frühe Passacaglia. Er setzt dem großen Thomaskantor mit seinen eindrucksvollen Interpretationen an der Silbermann-Orgel der Georgenkirche in Rötha ein ansprechendes Denkmal. Seine Leistung auf dieser seiner ersten CD läßt Großes für die Zukunft erhoffen.