Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704) war einer der ganz großen Violinisten und Komponisten des 17. Jahrhunderts. In Böhmen geboren und zwei Jahre beim Bischof in Olmütz angestellt, trat er 1670 in den Dienst des Erzbischofs Max Gandolph von Kuenburg in Salzburg. Seine Rosenkranzsonaten, dem Erzbischof gewidmet, sind keine normalen Violinsonaten, sondern eigentlich eine Sammlung von Kurzgeschichten, denen Anne Schumann in ihren Interpretationen nachspürt.
Auf vielfältige Weise eröffnet das Andachtsbuch Bibers Zugänge zum Beten und Meditieren, weckt Assoziationen. So ist das Wechselspiel mit dem Kirchenraum an sich und mit konkreten Kirchenräumen nicht nur ein rein akustisches Anliegen der CD-Serie. Vielmehr stellt der Brückenschlag zwischen bildender und klingender Kunst ein tragendes Moment dar. Musik hat ihre eigene Sprache und malt mit Farben, die man nicht sieht. Sie erfüllt Raum und Seele mit ihrer bunten Klangpracht.
Die Sonaten sind in drei Abschnitte eingeteilt: die freudenreichen, die schmerzensreichen und die glorreichen Geheimnisse des Rosenkranzes. Die Interpreten haben sich für drei verschiedene Thüringer Kirchen als Aufnahmeort entschieden. Jene in Kaltenlengsfeld mit der aus dem mittleren 18. Jahrhundert stammenden, aber ältere Vorbilder antizipierenden und mit sehr direkten und unerbittlichen Klangfarben ausgestatteten Rommel-Orgel bildet den Rahmen für die schmerzensreichen Sonaten, die auf CD 2 der Serie zu hören sind.