- Beschreibung
- Audio/Video
- Details
Was hat Johann Sebastian Bach mit Bremen zu tun? Auf den ersten Blick nicht allzuviel - jedenfalls nicht dahingehend, daß er dort etwa großartige Werke geschaffen oder gar eine Stelle bekleidet hätte. Aber dem norddeutschen Barock fühlte sich der Thomaskantor stets verbunden, was sein äußerlich deutlichstes Zeichen in der Tatsache findet, daß Bach 1705 nach Lübeck reiste. Dort schaute er dem zu den bedeutendsten Vertretern der "norddeutschen Schule" zählenden Dietrich Buxtehude intensiv über die Schulter. Es erscheint sicher nicht vermessen zu behaupten, daß sich der 20jährige Bach, der noch kilometerweit vom Thomaskantorstatus entfernt war, von dem erfahrenen Buxtehude einige wichtige Kniffe abgeschaut hat, die er auf dem Weg seiner musikalischen Vervollkommnung gut gebrauchen konnte. Bach hatte aber auch andere musikalische Wurzeln. So ist bekannt, daß er eine Abschrift von Nikolas de Grignys 1699er Orgelbuch sowie eine der Fiori musicali von Girolamo Frescobaldi besaß, aus denen er wiederholt Inspirationen für sein eigenes Schaffen herauszog. Auch mit Luthers musikalischen Ideen war er vertraut und schuf zahlreiche Begleit- oder auch Instrumentalsätze zu Luther-Chorälen.Umgekehrt gab Bach selbst die Inspirationsquelle für Myriaden von Komponisten ab, wobei sich besonders im 19. Jahrhundert eine intensive Bach-Glorifizierung einstellte. Eine eigentümliche Verehrung kam dadurch zustande, daß man die Tonwerte B-A-C-H als musikalisches Thema verwendete. Josef Rheinberger und Jan Albertus van Eyken sind nur zwei von unzähligen Komponisten, die sich mit dieser Tonfolge auseinandersetzten. Und damit können wir wieder auf unsere Eingangsfrage zurückkommen, was denn Bach mit Bremen zu tun habe. Sie wird auf der vorliegenden CD "Orgeln in Bremen" beantwortet, denn diese ist programmatisch "Wege zu Bach" untertitelt. Da finden sich Kompositionen des Meisters selbst, solche seiner genannten Inspirationsquellen und seiner Epigonen - feinfühlig abgestimmt auf die unterschiedlichen Temperierungen und Stimmungen, die die Orgellandschaft der altehrwürdigen Hansestadt Bremen zu bieten hat. Ob man nun französischen Barock (Grigny) interpretiert oder moderne Weisen (Günter Kollers "missa" oder Wolfgang Mielkes Improvisationen über den Choralsatz "Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe" aus Bachs Matthäus-Passion) darbietet - DIE hundertprozentig dazu passende Orgel konnte in Bremen gefunden werden. So bietet sich auf der CD ein eindrucksvolles siebenteiliges Spektrum von der großen Sauer-Orgel im Dom bis hin zu kleineren, aber nicht weniger interessanten Instrumenten wie der Ahrend-Orgel in der Kirche zu Bremen-Oberneuland. Zudem besticht die 74minütige CD, wie der Orgelfreund das von querstand kennt und schätzt, durch die gleichermaßen dekorative wie informative Aufmachung. Somit liegt ein weiteres hochwertiges Exponat der querstand-Serie "Städte und ihre Orgeln" vor, dessen Klasse sich dem aufmerksamen Hörer schon nach den ersten Durchläufen erschließen sollte.