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Im Frankreich des 17. Jahrhunderts war es untersagt, in der Karwoche weltliche Musikveranstaltungen durchzuführen. Statt dessen begannen einzelne Klöster und Kirchen, die Matutin-Gottesdienste am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag musikalisch auszugestalten, wobei die Praxis, die Gottesdienste jeweils auf den Nachmittag des vorhergehenden Tages vorzuverlegen, um nicht allzufrüh anfangen zu müssen, bald allgemein wurde. Gleichzeitig bot diese Vorgehensweise den theatralischen Vorteil, daß man die Kerzen nach und nach löschen konnte, um den Gottesdienst schließlich in völliger Dunkelheit enden zu lassen, Christi völlige Verlassenheit symbolisierend. Daher stammte auch der Name für diese Gottesdienste: Leçons de Ténèbres (svw. Lehrstunden der Finsternis). Die Liturgien für diese Gottesdienste, die nach dem Konzil von Trient (1548-1563) relativ feste Strukturen erhielten, wurden von zahlreichen großen Komponisten, u.a. Palestrina, di Lasso, Charpentier und eben auch Michel Richard de Lalande vertont. Von letztgenanntem sind nur drei seiner mindestens neun Leçons erhalten, die auf dieser CD von dem Trio La voce umana, bestehend aus Gabriele Näther (Sopran), Niklas Trüstedt (Viola da Gamba) und Jürgen Trinkewitz (Cembalo), beeindruckend umgesetzt werden.
Ergänzend zu den Leçons sind eine Pavane von Louis Couperin, der zu Unrecht stets im Schatten seines Neffen François Couperin stand und steht, sowie eine Allemande von Johann Jakob Froberger vertreten - beides Exempel für französisch orientierte Trauermusik des 17. Jahrhunderts, die allerdings keinen grenzenlosen Schmerz, sondern eher innere Meditation zum Inhalt hat.