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Noch heute gilt Franz Liszt als Inbegriff des Virtuosen; sein kompositorisches Schaffen dagegen steht weit weniger im Fokus des Interesses. Vor allem als Kirchenmusikkomponist kennt man Liszt heute kaum, obwohl er viele Werke für den kirchlichen Gebrauch schrieb und 1865 in Rom sogar die niederen Weihen empfing. Damals wie heute warf und wirft man ihm gelegentlich vor, zu viele weltliche, ja „sinnliche“ Elemente in seine geistlichen Werke einbezogen zu haben, was aber umgekehrt auch als origineller Faktor und eine seiner größten Stärken benannt werden kann. Zur Orgel hatte Liszt ein sehr inniges Verhältnis, ganz besonders zur 1855 eingeweihten Ladegast-Orgel im Dom zu Merseburg, deren Disposition und technische Möglichkeiten seinen Werkideen in idealer Weise entgegenkamen. Dieser authentische Liszt-Ort diente auch der Aufnahme der vorliegenden CD, die einen Einblick in zwei Zweige des kirchenmusikalischen Schaffens Liszts bietet: Orgel- und Chormusik. Das Hauptwerk, die „Missa choralis“, erklingt in voller Länge und dient als Gerüst für den nachempfundenen liturgischen Ablauf eines Gottesdienstes, der durch Propriumsteile ergänzt wird: zwei Sätze aus dem Oratorium „Christus“, die aber ursprünglich als eigenständige Werke gedacht waren, sowie vier Orgelsolostücke. Die CD markiert ein Doppeljubiläum 2011, nämlich Franz Liszts 200. Geburtstag sowie das 150jährige Bestehen des Leipziger GewandhausChores; die Orgel spielt Michael Schönheit, der neben dem Amt des Gewandhausorganisten auch das des Merseburger Domorganisten bekleidet.