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ohann Sebastian Bachs Schaffen übte auf Vera und Norbert Hilger schon immer eine besondere Faszination aus. Da der große Thomaskantor jedoch kein Originalwerk für die Duobesetzung Violine/Violoncello geschrieben hat, entstand die Idee, Musik des Meisters durch Übertragung geeigneter Kompositionen zu erschließen. Damit widersprechen die beiden Instrumentalisten keineswegs historischer Aufführungspraxis, gehörte doch das Einrichten und Bearbeiten in der Vergangenheit zum Alltag. Bach selbst hat wiederholt Kompositionen anderer Autoren bearbeitet. Im Unterschied zu Bearbeitungen, die eher der virtuosen Präsentation der Interpreten dienen, sucht das Hilger-Duo den Urtext der Werke so weit wie möglich zu wahren. Abweichungen werden nur dann zugelassen, wenn musikalische Vorgänge mit den technischen Möglichkeiten von Violine und Cello nicht oder nicht klar darstellbar sind. Eingriffe berühren besonders die Notationsweise, die gestattet, reale Mehrstimmigkeit in latente zu übersetzen, ohne die Logik des kompositorischen Prozesses zu verdrängen oder gar zu zerstören. Sorgfältig bedenken die Künstler die räumlichen Bedingungen, unter denen sie Konzerte geben oder Aufnahmen produzieren. So ist das Hilger-Duo dankbar, in der Taufkapelle der Leipziger Peterskirche klangliche Verhältnisse gefunden zu haben, die ihren Vorstellungen von einer lebendigen Interpretation der Bach-Transkriptionen optimal entspricht. In diesem architektonischen Kleinod wurde auch die neue CD der beiden Künstler produziert, die als Kernstücke Transkriptionen der Partita Nr. 3 (BWV 827) aus dem "Opus 1 der Clavier Übung" und des Italienischen Konzerts (BWV 971), dem 2. Teil der "Clavier Übung" entstammend, enthält. Bach schreibt für letztgenanntes ausdrücklich ein zweimanualiges Cembalo vor. Diese Differenzierung durch zwei Manuale wird in der Transkription des Hilger-Duos ausdrucksvoll auf die Klangwerte von Violine und Violoncello übertragen. Vera und Norbert Hilger verstehen sich nicht als Virtuosen, die auf dem Podium effektvoll nach Selbstdarstellung streben, sondern als Interpreten, die ausschließlich den Werken, mit denen sie umgehen, dienen wollen. Dabei sprechen sie bewußt aus, an sich und ihre Arbeit höchste Maßstäbe zu stellen. Spontaner Oberflächenglanz und routiniertes Abspielen von Notentexten ist ihnen fremd. Interpretatorische Konzepte benötigen Zeit, um zu reifen. Meist zeigen sie sich als lange, vielleicht auch als endlose Wegstrecken. Deshalb markiert jede Aufführung, sei es auf der Bühne oder bei Rundfunk- und CD-Produktionen, eine Zwischenstation und erweist sich als neue Herausforderung.