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"Unser Krebs war bekanntlich einer der besten Schüler von Johann Sebastian Bach, deswegen man bey uns sich mit dem Wortspiel trug: In diesem großen Bach sey nur ein einziger Krebs gefangen worden." Obwohl nicht belegt ist, daß dieser Ausspruch von dem großen Thomaskantor selbst stammt, zeugt er doch von der außerordentlichen Stellung, die Johann Ludwig Krebs unter den Schülern Johann Sebastian Bachs einnahm und einnimmt. Zu Recht! Krebs, kompositorisch zwischen Bach-Epigonalismus und neuen Einflüssen hin und her pendelnd, galt seinerzeit als außergewöhnlich virtuoser Organist, und sein kompositorisches Werk ist zwar bei weitem nicht so bekannt wie das Bachs, aber qualitativ keinen Deut schlechter. Somit erschien es mehr als gerechtfertigt, daß sich das querstand-Label an eine Gesamtschau des Krebsschen Orgelwerkes machte. Vol. 6 spielte der Altenburger Schloßorganist und künstlerische spiritus rector der Gesamtaufnahme, Felix Friedrich, an der Silbermann-Orgel von St. Petri zu Freiberg ein, dem drittgrößten der erhaltenen Orgelbauwerke Gottfried Silbermanns. Krebs schätzte Silbermanns Orgelbaukunst sehr, wie wir aufgrund seiner lobenden Äußerungen über die Silbermann-Orgel in Ponitz wissen. Nach derzeitiger Aktenlage ist nicht davon auszugehen, daß Krebs die Silbermann-Orgel in St. Petri selbst in Augenschein genommen oder gespielt hätte. Allerdings verkörpert diese Orgel genau den Instrumententypus, der Krebs für den Orgelneubau in St. Marien zu Zwickau, um den er fünf Jahre lang hart gerungen hatte, vorschwebte. Es handelt sich um den großen zweimanualigen Typ aus Silbermanns Orgelbaukonzeption mit den charakteristischen Merkmalen seines späten Schaffensstils, also mit beträchtlicher Klangpracht und Opulenz ausgestattet. Zu dieser Klangpracht paßt eine ausladend angelegte Komposition wie das Praeludium und die Doppelfuge in d-Moll hervorragend. Krebs faßt in diesen 23 Minuten fast alle stilistischen Elemente zusammen, die man in einer solcherartigen Komposition nur sinnvoll unterbringen konnte, und schafft damit ein außergewöhnliches Monumentalwerk der Orgelkompositionskunst, welches das strahlende Glanzlicht dieser CD bildet. Zu diesem hin führen einige kompaktere freie Kompositionen sowie sechs Choralbearbeitungen, die den Lehrmeisterstatus von Johann Sebastian Bach streckenweise deutlich durchschimmern lassen, aber ebenfalls Zeugnis von Krebs' außergewöhnlichen Fähigkeiten ablegen. Vertreten ist auf dieser CD auch Krebs' einzige Komposition für Orgel und Flauto traverso, die Fantasia in C-Dur, bei der Johanna Baumgärtel (Flauto traverso) sich trefflich mit Felix Friedrich ergänzt.