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Johann Sebastian Bach begann offenbar erst relativ spät mit der Komposition von lateinischen Messen. Noch bis zum Anfang der 1730er Jahre scheint er fast ausschließlich fremde Vertonungen des Messordinariums aufgeführt zu haben. Von den „vielen Messen“, die er nach Aussage des Ende 1750 verfassten Nekrologs geschaffen haben soll, sind lediglich fünf überliefert — und es bleibt ungewiss, welche dieser Werke zur Aufführung in Leipzig oder für auswärtige Auftraggeber bestimmt waren. Das betrifft insbesondere die Messe in h-Moll (BWV 232).
Gewissheit besteht darin, dass der I. Teil dieser Messe (Kyrie und Gloria) für den Dresdner Hof bestimmt war. Bach behielt zwar die autographe Partitur in Leipzig zurück, überreichte aber einen Kurfürst Friedrich August II. dedizierten handschriftlichen Stimmensatz in der Elbmetropole, wo er sich Ende Juli 1733 für einige Tage aufhielt. Er wollte seiner Bitte um den Titel eines „Hofkompositeurs“ noch einmal Nachdruck verleihen. Eine offizielle Reaktion auf die Komposition, welche in ihren äußeren und inneren Dimensionen alle zuvor dargebotenen Messe-Vertonungen weit in den Schatten stellte, ist indes nicht bekannt. Und auch Bachs Titelgesuch blieb von Seiten des Hofes zunächst unbeantwortet. Mehr als drei Jahre mussten vergehen, bis man seiner Bitte, „den titul alß Compositeur von der Königlichen Hoff-Capelle“ zu erlangen, am 19. November 1736 in Dresden endlich nachgekommen ist.
Die Vervollständigung der Messe erfolgte im Zeitraum von August 1748 bis Herbst 1749 — vielleicht sogar bis zum Anfang des Jahres 1750. Ob das komplette Werk noch vor Bachs Tod zur Aufführung gelangte, entzieht sich unserer Kenntnis. Der Generation von Bachs Söhnen und Schülern ist die Einzigartigkeit des Werkes wohl erst allmählich bewusst geworden.
Die vorliegende Aufnahme des großen Werkes entstand im Dom zu Merseburg und feiert zugleich das 20-jährige Bestehen des vom Merseburger Domorganisten und Leipziger Gewandhausorganisten Michael Schönheit geleiteten Ensembles Merseburger Hofmusik und das 25-jährige Bestehen des Collegium Vocale Leipzig.