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Das Konzert für ein Soloinstrument und Orchester in seiner dreisätzigen, uns geläufigen Ausprägung, das heißt mit einem langsamen Satz zwischen zwei lebhaften Sätzen und mit virtuosen Ansprüchen an das Soloinstrument, wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Antonio Vivaldi ausgeprägt. Violoncellisten mit herausragenden solistischen, das Kammermusizieren übersteigenden Ambitionen waren aber offenbar im ersten Jahrhundert des Solokonzerts noch relativ selten. Erst im 19. Jahrhundert, als die Zahl reisender Virtuosen sprunghaft, und zwar international, zunahm, gewann auch die Gattung Solokonzert an Bedeutung und Gewicht. Hinzu kommt, dass erst diese erste Hochblüte des großen Virtuosentums es vielen Musikern ermöglichte, auf eine feste Anstellung in einem Orchester zu verzichten. Im Vergleich zu der großen Zahl barocker Solokonzerte entstanden nun weniger Werke, die dafür an Ausdehnung, Anforderungen an Solist und Orchester sowie an kompositorischer Durcharbeitung gewannen – zumindest im Bereich der „großen“ Meister.
Und dennoch verwundert die Tatsache, dass unter den Hauptvertretern der Wiener Klassik allein Joseph Haydn sich dem Violoncello-Konzert zugewandt hat. Lange bestand Unklarheit darüber, wieviele Werke auf diesem Gebiet Haydn zuzuweisen sind. Durch das Aufdecken von Fehlzuschreibungen und durch Nichtbelegbarkeit mittels Notenmaterials sank die Zahl. Heute kennt man zwei Werke von unbezweifelter Echtheit. Beide sind auf der vorliegenden CD mit dem Dresdner Cellisten Norbert Anger und den von Helmut Branny geleiteten Dresdner Kapellsolisten zu hören.
Hinzu kommt ein „Hybridwerk“. Wolfgang Amadeus Mozart hat kein Violoncello-Konzert geschrieben. Das hat Bearbeiter mehrfach dazu verlockt, diesem „Mangel“ abzuhelfen und für andere Besetzungen geschriebene Konzerte zu adaptieren. Zu ihnen gehört der Spanier Gaspar Cassadó Moreu (1897 – 1966), ein seinerzeit international renommierter Violoncello-Virtuose, der auch komponierte und ein gefragter Lehrer für sein Instrument war. Das Concerto für Violoncello und Orchester D-Dur stellt kein reines Arrangement dar, kein bloßes Spielbarmachen für ein anderes Soloinstrument, sondern Cassadó hat in die Vorlage, Mozarts Hornkonzert Es-Dur KV 447, auch kompositorisch mit Kürzungen und eigenen Hinzufügungen eingegriffen. Zudem wählte er eine andere Grundtonart. Das selten gespielte Konzert rundet die CD reizvoll ab.