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Der Begriff eines Spätwerks ist immer etwas problematisch. Einerseits kann man ihn rein zeitbezogen ansetzen, andererseits muß man dabei in Betracht ziehen, daß späte Werke nicht automatisch auch die mit dem größten Reifegrad oder Anspruch sind. Johann Sebastian Bach ist so ein schwieriger Fall: Einerseits schrieb er in seinem letzten Lebensjahrzehnt hochgradig komplexe, polyphone, streng geformte und sehr hohe geistige Ansprüche stellende Werke wie „Die Kunst der Fuge“ oder „Musikalisches Opfer“, andererseits hatte er kein Problem damit, ein burleskes, homophones und nicht eben fortschrittlich zu nennendes Stück wie die „Bauernkantate“ danebenzustellen. Eine differenzierte Betrachtung ist also in jedem Falle nötig. Bachs Produktivität an Orgelwerken in seinen letzten Lebensjahren hielt sich eher in Grenzen, zumal das Orgelspiel auch nicht mehr zu seinen Dienstpflichten gehörte. Nichtsdestotrotz entstanden auch in dieser Zeit noch interessante Werke, von denen Ullrich Böhme einige für den dritten und letzten Teil seiner das Leben Bachs umspannenden CD-Serie auswählte, die er in gewohnter Meisterschaft an der im Bach-Jahr 2000 neu erbauten, auf einer alten, von Bachs Onkel Johann Christian gestalteten Eisenacher Disposition basierenden Orgel der Thomaskirche zu Leipzig einspielte. Dabei ergeben sich mitunter überraschende Parallelen: Beispielsweise erklingt die Aria G-Dur BWV 988 aus dem Klavierbüchlein für Bachs zweite Frau Anna Magdalena, die als Basiswerk für die Goldberg-Variationen später ein Eigenleben zu führen begann. Umgekehrt stellen die sechs Schübler-Choräle Orgelbearbeitungen beliebter Choralarien aus Bachs Kantaten dar. Die Fuga a 3 Soggetti wiederum ist das letzte Stück aus dem gewaltigen Zyklus „Die Kunst der Fuge“; aufgrund seiner immer mehr schwindenden Sehkraft und seines durch eine mißglückte Augenoperation mit hervorgerufenen Todes konnte Bach sie nicht mehr vollenden.