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Der sogenannte Lauf der Geschichte hat es nicht immer gut gemeint mit dem zu Lebzeiten hochgeschätzten, aber später als Kleinmeister, Vielschreiber oder Schütz-Epigone abqualifizierten Andreas Hammerschmidt (1611–1675). Aber da Geschichte ja von Menschen gemacht wird, ist diese CD, die dritte des Ensemble Polyharmonique, auch ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, sich noch stärker als bisher der Vielfalt der Epochen zu widmen und neben den zugegebenermaßen faszinierenden Avantgardisten der Musikgeschichte auch den nicht selten hochqualitativen breiten musikalischen Alltag in den Blick zu nehmen.
Mit einer Auswahl aus der 31 Nummern umfassenden Chor-Music auff Madrigal-Manier (1652/53), kombiniert mit Duetten und Terzetten aus seinem Opus primum Musicalischer Andacht Erster Theil (1638), zeigt diese Ersteinspielung die formale Vielgestaltigkeit des hauptsächlich in Zittau wirkenden Hammerschmidt und verdeutlicht dessen auf kreative Handhabung von Gattungsmustern gerichteten Anspruch.
Im Vorwort zu seiner Chor-Music verweist Hammerschmidt darauf, sich „unterschiedene(r) genera der Sätzungen in der Music“ befleißigt zu haben. Dadurch war er befähigt, entlang der Gegebenheiten und klingenden Wirklichkeit seiner Umwelt zu komponieren. Er demonstriert, wie eine bodenständige und zugleich künstlerisch anspruchsvolle Chormusik zu realisieren ist, ohne auf die Adaption moderner musikalischer Strömungen verzichten zu müssen. So sehr die Struktur des Tonsatzes einer strengen Konvention bei der Verbindung der Kantionalsatztradition und madrigalischen Ansätzen verhaftet blieb, so originell ist die Einrichtung der Musik. Anders gesagt: Innerhalb eines strengen Regelwerks lotet Hammerschmidt musikalische Freiheit aus.