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Die Titelformulierung, die Johann Sebastian Bach als Köthener Hofkapellmeister seinem 1713/14 in Weimar begonnenen Manuskriptband mit Choralbearbeitungen für die Orgel voranstellte, lässt keinen Zweifel an ihrem didaktischen Zweck. Die Besonderheit des Orgel-Büchleins, die sich so kaum in Vorbild-Kompositionen älterer Meister finden ließ, ist die komprimierte Form, in der Bach die Melodie des jeweiligen Kirchenliedes ohne größere Zwischenspiele in der Regel einmal durchführt; hinzu kommt die wesentliche Rolle des Pedals. Aufgebaut ist die Sammlung nach der Anlage der zeitgenössischen Gesangbücher: Auf den Gang durch das Kirchenjahr vom Advent über die weihnachtliche Festzeit und die Passion bis zu Ostern und Pfingsten folgen die Lieder zu elementaren Themenkreisen des christlichen Lebens.
Das Bach-Klangbild, das die Orgeln des hauptsächlich im Gebiet des heutigen Thüringen aktiv gewesenen Tobias Heinrich Gottfried Trost vermitteln, ist ein völlig anderes als das durch die Pioniere der historischen Aufführungspraxis, stark vom norddeutschen Orgelbau oder auch von Gottfried Silbermann her geprägte. Durch das Wirken von Johann Ludwig Krebs (von 1756 bis 1780) blieb die Schlosskirche in Altenburg mit ihrer Trost-Orgel (1735–1739) ein Ort der Bach-Schule. Bachs thüringische Herkunft – seit seiner Kindheit unter den Klängen der Stertzing-Orgel der Eisenacher Georgenkirche, dann in Ohrdruf, Arnstadt, Weimar und Mühlhausen – bestätigt seine Verwurzelung in diesem Orgeltypus. In Altenburg finden sich die Charakteristika, die er sich von einer großen Orgel wünschte und die der heutige Schlossorganist Daniel Beilschmidt in seiner Doppel-CD mit der dort getätigten Einspielung des Orgel-Büchleins eindrucksvoll demonstriert.