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Arnold Schönberg hielt im Jahre 1912 in Prag einen Vortrag über Gustav Mahler und begründete in diesem den Mythos der Neunzahl in der Sinfonik: „Es scheint, die Neunte ist eine Grenze. Wer darüber hinaus will, muß fort. Es sieht aus, als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden soll, was wir noch nicht wissen sollen, wofür wir noch nicht reif sind. Die eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe.“ Neben Mahler und Beethoven konnte er dabei auch Anton Bruckner als treffendes Beispiel anführen. Ob Bruckner selbst diese scheinbare Grenze der Neunzahl bewußt war, kann nicht entschieden werden, zumal er das Beispiel Mahler noch nicht kennen konnte. Der kränkelnde Komponist dürfte aber sehr wohl gespürt haben, daß diese Sinfonie sein Schwanengesang werden könnte, und so bezeichnete er eine choralartige Stelle im Adagio seiner Neunten Sinfonie als „Abschied vom Leben“. Zudem, so sagt die Überlieferung, soll er als Widmungsträger „den lieben Gott“ vorgesehen haben, der dann allerdings dafür sorgte, daß nach dem Tod des Komponisten die Fragmente des vierten Satzes so weit verstreut wurden, daß bis heute trotz phasenweise guter Materiallage keine befriedigende Komplettrekonstruktion vorgenommen werden konnte. So erklingt dieses nichtsdestotrotz gewaltige Sinfoniewerk, das harmonisch die Tür zum 20. Jahrhundert weit aufstößt, heute meist in der dreisätzigen Variante mit dem unvergleichlichen visionären Adagio als Schluß. Auch Herbert Blomstedt und das Gewandhausorchester Leipzig entschieden sich bei ihrer kongenialen Interpretation dieses „Blickes ins Jenseits“ für diese Herangehensweise und schufen ein einzigartiges, wie die anderen Aufnahmen des Bruckner-Sinfoniezyklus in SACD-Qualität konserviertes Klangbild.