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Unter dem Titel "Annäherung durch Distanz" vereint dieser Band Texte, die in den vergangenen drei Jahrzehnten entstanden sind. "Annäherung" an ein Kunstwerk, einen Komponisten, ja an eine musikalische Epoche verweist auch auf eine gewisse Begrenzung. So intensiv nämlich Quellen befragt und bewertet werden, historische Wahrheit angestrebt und Authentizität erhofft wird: es kann "nur" eine Annäherung sein. In "Distanz" hat der Wissenschaftler sein Feld abzustecken, seine Methoden zu befragen und den gewandelten Zeitgeist ins Kalkül zu ziehen, so sehr er auch für seine Sache brennt. Der Dresdner Musikwissenschaftler Wolfram Steude brennt bis zum heutigen Tage für seinen jeweiligen Gegenstand. Seine hier vorgelegten Texte - unterschiedlich nach Anlaß und Entstehung - streben "durch den Schritt zurück vom Gegenstand", also in "Annäherung durch Distanz", ein deutlicheres Erfassen und damit eine bessere Rezeption an. Sie legen Zeugnis ab, wie ein Autor zuzeiten "verordneter" marxistisch-leninistischer Wissenschaftsdogmatik seinen Weg gegangen ist: in Anlehnung an die hohe Schule deutscher Musikhistoriographie und in Ehrfurcht vor namhaften Vertretern bürgerlicher Musikforschung, auch als Gegenentwurf zur faktologisch zuweilen "großzügig" agierenden älteren Generation.
Im Laufe seines musikpraktischen und -wissenschaftlichen Wirkens haben sich für Wolfram Steude zwei Ziele herauskristallisiert: "Es geht mir um klingende Musik in dem Bemühen, das Werk in den stilistischen Kategorien, in denen es entstanden ist, erklingen zu lassen. Auf diese Weise soll es den Menschen von heute erreichen." Dieser "denkmalpflegerische" Aspekt wird durch einen regionalen ergänzt: "Musikforschung betreibe ich landschaftsgebunden", weniger unter dem Gesichtspunkt musikwissenschaftlicher Systematik oder der Epochendiskussion. Für Steude nehmen Untersuchungen zur Musik und zum höfischen wie bürgerlichen Musikleben in der mitteldeutschen Landschaft eine zentrale Stellung ein. Dass dies keineswegs auf regionale Enge, sondern auf europäische Weite zielt, ergibt sich aus dem breiten Spektrum und der Qualität mitteldeutscher Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Der vorliegende Band konzentriert sich auf diese Jahrhunderte mit Dresden und Heinrich Schütz als Schwerpunkt. Aufgrund des leichten Auffindens ist keiner der im Schütz-Jahrbuch (Kassel) veröffentlichen Beiträge in die Sammlung aufgenommen worden - im Gegensatz zu den hier versammelten Texten, die verstreut publiziert wurden. Zwei Beiträge zum 20. Jahrhundert haben biographische Hintergründe: Steudes Großvater Martin Pietzsch, Architekt und Erbauer des Loschwitzer Künstlerhauses, zählt zu den prägenden Persönlichkeiten im Leben des Autors. Zudem gibt das Nachdenken über seinen lebenslangen Begleiter – die evangelische Kirchenmusik – Einblicke in die Welt des Autors. (Aus dem Vorwort des Herausgebers Matthias Herrmann)
Festeinband
17 x 24 cm
272 Seiten
23 Abbildungen einfarbig
Deutsch
ISBN: 978-3-930550-18-0