Nur ein einziger Zweck
Obwohl das Schaffen Johann Sebastian Bachs auch in der zweiten Hälfte des 18. und im frühen 19. Jahrhundert bei einer gewissen Zahl von „Kennern und Liebhabern“ hoch im Kurs stand, setzte eine auf breiterer Basis stehende Beschäftigung mit den Werken Bachs erst im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts ein. Am 15.12.1850 fand sich in Leipzig eine nicht geringe Zahl musikalisch beflissener Herren zusammen, darunter so klangvolle Namen wie Robert Schumann oder Franz Liszt. Sie riefen die Bach-Gesellschaft ins Leben und versahen diese in der Satzung mit nur einem einzigen Zweck: der Herausgabe einer Gesamtedition der Werke Bachs. Der zum Vorsitzenden der Gesellschaft gewählte Thomaskantor Moritz Hauptmann fungierte selbst als Herausgeber der ersten Bände, und da auch der Verlag Breitkopf & Härtel zu den Gründungsmitgliedern gehörte, war die Frage, wo diese erscheinen sollten, schnell geklärt. Die Reihe beförderte die Beschäftigung der Musikliebhaber mit Bachs Werken nachhaltig und war mit dem 50. und letzten Band 1899 abgeschlossen, so dass sich die Bach-Gesellschaft 1900 satzungsgemäß auflöste. Da sich aber mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass die Erforschung und Pflege des Werkes von Johann Sebastian Bach durchaus eine Daueraufgabe und strukturell viel weiter zu fassen ist, fand postwendend am 27.1.1900 in Leipzig die Gründung der Neuen Bachgesellschaft statt, die noch heute existiert.
Die Herausgabe eines Buches wie des großen Essaybandes „Air und Variationen über BACH“ des französischen Forschers Gilles Cantagrel wäre der Bach-Gesellschaft satzungsgemäß nicht möglich gewesen. Das ist bei der Neuen Bachgesellschaft anders, und so liegt dieser Band mit seinem kenntnisreichen und originellen Ansatz, in das Leben und Schaffen Bachs vorzudringen, unter Herausgeberschaft der Neuen Bachgesellschaft erstmals in deutscher Sprache vor.
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