Mehr als ein Epigone

Heinrich von Herzogenberg, am 10.6.1843 in Graz geboren, kam im Zuge seines Kompositionsstudiums in Wien erstmals in Kontakt mit Johannes Brahms, und dieser intensivierte sich über die Jahrzehnte hinweg so sehr, dass tiefe Spuren des Brahms-Einflusses in so manchem Werk Herzogenbergs zu finden sind und die Nachwelt ihm quasi eine epigonale Stellung zuschrieb, der sich Herzogenberg indes auch selbst bewusst war. Trotzdem wäre es ungerecht, das Schaffen nur nach diesem Aspekt zu beurteilen – in seiner Leipziger Zeit ab 1872 spielte Herzogenberg beispielsweise auch eine zentrale Rolle in der Bachpflege und übernahm zeitweise den Vorsitz in dem u.a. vom Bach-Biographen Philipp Spitta gegründeten Bach-Verein, was ebenfalls nicht ohne zumindest latente Folgen für seine eigenen Werke blieb, ohne dass jemand freilich auf die Idee käme, ihn als einen Bach-Epigonen zu klassifizieren. In seinen späten Jahren, nicht zuletzt nach dem frühen Tod seiner Frau Elisabeth mit nur 44 Jahren und dem Spittas mit nur 52 Jahren, wandte er sich kompositorisch religiösen Sujets zu – aber auch ihn ereilte der Tod relativ früh: Am 9.10.1900 starb Heinrich von Herzogenberg mit nur 57 Jahren an den Folgen seines rheumatischen Leidens in Wiesbaden.

Das Streichtrio F-Dur op. 27 Nr. 2 gehört zu den Kompositionen, über die sich Brahms lobend geäußert hat, in diesem Falle sogar mehrfach. Zu hören ist das Werk wie auch das Gros der anderen Kompositionen Herzogenbergs heute eher selten. Das Dresdner StreichTrio hat es vor einiger Zeit zusammen mit dem Streichtrio a-Moll op. 77b von Max Reger, einem ähnlich lebendigen Werk, auf der CD Accordo Perfetto eingespielt.

 

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