Kulturschätze in Flammen
Wer den Film „Der Name der Rose“ gesehen hat, dem wird der Brand der Klosterbibliothek noch eindrücklich vor Augen stehen – und die Verzweiflung von William von Baskerville, als er erkennt, welche kulturellen Schätze hier zugrundegehen und wie wenig er davon retten kann. In der Nacht vom 2. zum 3.9.2004 standen Feuerwehrleute und freiwillige Helfer in Weimar vor einer ähnlichen Situation, als die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Brand geriet. Die Kombination aus Feuer und dem daher nötigen Löschwasser richtete enormen Schaden unter den in der Bibliothek befindlichen Buch- und Kunstschätzen an. Viele von ihnen gingen unwiederbringlich verloren, und die Restaurierung der beschädigten Exemplare ist noch heute, 20 Jahre nach dem Brand, nicht abgeschlossen, sondern wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen.
Trotzdem ist das bisher Erreichte beeindruckend, zumal neue Verfahren entwickelt werden konnten, wie man geschädigte Bücher restaurieren und ihre Inhalte für die Nachwelt erhalten kann. Zudem hat der Brand bei aller Trauer über die Verluste ein weiteres Mal vor Augen geführt, wie wichtig die anno 2004 noch in den Kinderschuhen steckenden Digitalisierungsprogramme sind, so dass im Falle des Verlustes des Originalexemplars wenigstens sein Abbild weiterlebt und auch in Zukunft zumindest noch indirekt von der Geschichte Zeugnis ablegen kann.
Für die ersten Arbeiten an den beiden Weimar-Bänden der Denkmaltopographie Thüringen konnten die Bestände der Bibliothek noch komplett benutzt werden, erst die langwierigen Hauptarbeiten konnten auf die geschädigten oder vernichteten Bestände nicht mehr zugreifen. Trotzdem ist ein beeindruckendes Ergebnis entstanden, das Zeugnis vom kulturellen Erbe Weimars ablegt und alle denkmalgeschützten Objekte im Stadtgebiet sowie in den eingemeindeten Dörfern und einigen stadtgrenzenübergreifenden Arealen vorstellt. Nicht ausgeklammert wird dabei das problematische Erbe in Gestalt des Gauforums und speziell des Konzentrationslagers Buchenwald – eine Beschäftigung mit diesem (und dem, was es uns lehrt bzw. lehren sollte) erscheint gerade angesichts der 2024er Wahlergebnisse in Thüringen wichtiger denn je.