Glanz und Schatten der Wunderharfe

Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise 1525 schlug sein Nachfolger Johann der Beständige einen Sparkurs ein, dem auch die organisierte Hofmusik weitestgehend zum Opfer fiel. Es dauerte mehr als 20 Jahre, bis sich an dieser Situation wieder etwas Grundlegendes änderte. Die am 22.09.1548 unter Kurfürst Moritz gegründete Hofkapelle hatte alsbald alle Hände voll zu tun – es galt die Hochzeitsfeierlichkeiten von Moritz' Bruder und späterem Nachfolger August mit der Prinzessin Anna von Dänemark im Oktober musikalisch auszugestalten. Heute, 475 Jahre später, existiert das Ensemble immer noch, nun als Sächsische Staatskapelle Dresden, kann auf eine ununterbrochene Tätigkeit zurückblicken, gehört zu den führenden deutschen Orchestern, ist auch im Weltmaßstab gefragt und hatte immer wieder renommierte Persönlichkeiten der Musikwelt an seiner Spitze, von seinem ersten Leiter Johann Walter über Heinrich Schütz, Carl Maria von Weber, Richard Wagner (der die Kapelle als „Wunderharfe“ bezeichnete), Ernst von Schuch, Herbert Blomstedt und Giuseppe Sinopoli bis hin zu Christian Thielemann, der dem Klangkörper aktuell vorsteht.

 

Aus 475 Jahren Geschichte gibt es viel zu erzählen; die Geschichte der ersten 375 Jahre ist aber schon in vielerlei Kontexten beleuchtet worden. „Goldglanz und Schattenwürfe“, das justament im Verlag Klaus-Jürgen Kamprad erschienene Jubiläumsbuch, legt seinen Fokus hingegen auf die wissenschaftlich noch weitgehend unbearbeiteten jüngsten hundert Jahre, die zugleich die Jahre sind, in denen der Ruf des Orchesters mittels Tonaufzeichnungen in die weite Welt drang. Neben den glänzenden Momenten sparen die Autoren Sören Frickenhaus, Wolfgang Mende, Tobias Niederschlag, Friedemann Pestel und Susanne Popp auch problematischere Aspekte nicht aus und liefern ehrliche Schilderungen aus den bewegten Zeiten der letzten 100 Jahre. Trotz aller wissenschaftlicher Akribie ist ein sehr gut lesbares Werk entstanden, das zudem zahllose interessante historische Abbildungen bietet. Das 256-seitige Buch wurde am Tag vor dem Jubiläum im Rundfoyer der Semperoper im Rahmen einer Pressekonferenz durch die beiden Herausgeber Michael Märker (auf dem Foto links) und Christoph Dennerlein (auf dem Foto rechts) gemeinsam mit den fünf Autoren erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

 

Zur Website der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Zurück