Der Posaunengott und seine Jünger
Als Komponist von Solokonzerten ist die Posaune nicht das erste Instrument, an das man üblicherweise denkt, wenn man ein neues Werk angehen will. Das war in den früheren Jahrhunderten so, und das gilt auch noch heute. Hat bzw. hatte man einen anerkannten Virtuosen auf diesem Instrument bei der Hand, war die Wahl dann aber irgendwie logisch.
Zu diesen Virtuosen zählte Carl Traugott Queisser, geboren vor 225 Jahren, am 11.1.1800, als Sohn des Gastwirts in Döben bei Grimma im Herzen von Sachsen. Ausgebildet bei verschiedenen Lehrern an mehreren Instrumenten, spielte Queisser alsbald im Gewandhausorchester, und zwar sowohl als Bratscher als auch als Posaunist. An beiden Instrumenten brachte er es zu großer Meisterschaft, so dass er einerseits auch im Gewandhaus-Quartett Bratsche spielte, andererseits sich auch sein Ruf als Posaunist so verbreitete, dass Robert Schumann ihn gar als „Posaunengott“ bezeichnete und etliche Werke für ihn geschrieben wurden. Unter diesen befindet sich auch das Concertino für Posaune und Orchester Es-Dur aus der Feder des Gewandhaus-Konzertmeisters Ferdinand David, das Queisser 1837 uraufführte und das noch heute in Blechbläserkreisen unter einem Kurztitel geläufig ist, nämlich unter „Opus 4“. Dieses Stück wiederum diente als Namensgeber für das 1994 ins Leben gerufene Quartett der Gewandhaus-Posaunisten. Auf den seit 2004 erschienenen CDs spielen seine heutigen „Jünger“ zwar nicht dieses Konzert und auch generell kein Werk von Queisser (er war offenbar nicht selbst als Komponist tätig), wohl aber viel anderes Interessantes, und mit ihrem Namen legen sie sozusagen indirekt noch heute Zeugnis ab von diesem großen Bahnbrecher der Posaunenspielkunst, dem indes kein sehr langes Schaffen vergönnt war – er starb überraschend im Alter von nur 46 Jahren. Im Jahr 2000 wurde anlässlich seines 200. Geburtstages eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus enthüllt.