Der „Dirigent neuen Typs“

Arthur Nikisch, geboren am 12.10.1855 im heutigen Westungarn, hatte am 26.10.1873 sozusagen ein Erweckungserlebnis: Er spielte als Geiger im Wiener Hofopernorchester die Uraufführung von Anton Bruckners 2. Sinfonie c-Moll mit, was offensichtlich einen langen Nachhall in ihm erzeugte. 1878 wechselte Nikisch die Seiten und wurde 1. Kapellmeister am Stadttheater in Leipzig, und in der Messestadt brachte er sechs Jahre später Bruckners 7. Sinfonie E-Dur zur Uraufführung, was dem Komponisten den späten internationalen Durchbruch bescheren half. Nikisch wurde in der Folgezeit zum Musterbeispiel eines „Dirigenten neuen Typs“: Er leitete ab 1895 parallel das Gewandhausorchester und die Berliner Philharmoniker, konnte auf Erfahrungen aus der Neuen Welt verweisen (als Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra), trat auch als tourender Dirigent in Erscheinung und spielte 1913 mit den Berliner Philharmonikern die erste Sinfonie-Tonkonserve ein, und zwar mit Beethovens Fünfter. Seine Rastlosigkeit führte allerdings auch zu längeren Phasen gesundheitlicher Probleme, so bereits während seiner ersten Leipzig-Periode. Im Winter 1921/22 verschlimmerte sich ein grippaler Infekt, so dass der Dirigent am 23.01.1922 in Leipzig starb und drei Tage später auf dem Südfriedhof beigesetzt wurde, wo er noch heute ruht.

Im Gewandhaus ist anlässlich des 100. Todestages von Arthur Nikisch eine Ausstellung eingerichtet worden, die so gehängt wurde, dass man sie von außerhalb des Gebäudes (auf der Ringseite) betrachten kann. Den Katalog zur Ausstellung, zugleich eine Sonderausgabe des Gewandhaus-Magazins, gibt es in einer limitierten Auflage nur im Gewandhaus selbst. Auch die reguläre Ausgabe Nr. 113 des Gewandhaus-Magazins (Winter 2021/22) widmet sich verschiedenen Aspekten aus dem Leben des großen Dirigenten, u.a. seiner Wirkung auf die Frauenwelt. Und wer Genaueres über seine Jahre zwischen 1886 und 1888, als er 1. und Gustav Mahler 2. Kapellmeister am Leipziger Stadttheater war, dem sei das von Claudius Böhm herausgegebene Buch „Mahler in Leipzig“ empfohlen.

 

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