Arme Brüder und kopflose Skelette

Reformbewegungen in Religionsgemeinschaften gab es über die Jahrtausende hinweg sehr viele. Das Gros verschwand mehr oder weniger schnell wieder in den Äonen der Geschichte, einige aber entwickelten sich sehr erfolgreich, auch wenn sich so manches Ideal als in der Praxis schwer umsetzbar erwies. Zu den Erfolgreichen zählten auf alle Fälle die sogenannten Armen Brüder, also der Franziskanerorden, einst maßgeblich geprägt von Franz von Assisi. Von der Amtskirche im Vatikan zunächst kritisch beäugt, bestätigte Papst Honorius III. am 29.11.1223, vor 800 Jahren, schließlich die Statuten des bereits im Verzweigungsprozess befindlichen Ordens in der dritten Fassung, womit dieser seine offizielle amtskirchliche Anerkennung erfuhr.

Dieser Status bewirkte einen weiteren Schub für die Aktivitäten der Franziskaner, die ihr räumliches Tätigkeitsfeld schnell ausdehnten und alsbald auch im nordalpinen Bereich zu arbeiten begannen. Auch in Altenburg wurde im Zeitraum zwischen 1228 und 1242 ein Franziskanerkloster gegründet, das überregionale Bedeutung besessen hat, denn 1242 wurde dort bereits zum zweiten Mal ein Provinzialkapitel, also eine Zusammenkunft von leitenden Franziskanern aus der Ordensprovinz Saxonia, abgehalten, was die Existenz entsprechender Baulichkeiten und Versorgungsmöglichkeiten voraussetzt. Das einstige Areal des Klosters, von dessen Gebäuden nur noch Reste erhalten sind, ist noch heute fassbar und wurde in den letzten Jahren unter Federführung des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie umfangreich archäologisch untersucht. Zur Geschichte des Klosterareals, zur Einordnung in die Stadtgeschichte und zu den spannenden Ergebnissen der Ausgrabungen (u.a. fand man die Skelette dreier Enthaupteter) bieten die Jahrgänge 2023 und 2024 des Altenburger Geschichts- und Hauskalenders, des traditionsreichen Jahrbuches für das Altenburger Land, in Beiträgen von Dr. Lutz Jansen, Gustav Wolf und Sandra Bock viel Wissenswertes. Der Jahrgang 2023 ist noch erhältlich, der Jahrgang 2024 wird kurz vor Weihnachten 2023 das Licht der Welt erblicken.

 

 

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